Die Liebe Gottes kompensiert unser Leid

■ Kürzlich hörte ich einen sehr interessanten Hinweis. Da hat nämlich ein Bekannter eine gewisse Unterscheidung gemacht in Dingen, die wir für uns als negativ empfinden – Enttäuschungen, Niederlagen, Kreuze. So gibt es nach ihm Sachen, die irgendwie zur Natur des Menschen gehören, obwohl sie uns doch auch Schmerz verursachen. Aber wir wissen, dass solche Sachen zum menschlichen Alltag gehören bzw. praktisch unweigerlich eintreten (müssen).
So leidet z.B. jeder wie selbstverständlich darunter, wenn seine Eltern oder Geschwister sterben. Aber wenn sie ein gewisses höheres Alter erreicht haben sollten, nimmt man es doch auch als den natürlichsten Gang der Dinge hin. Was sollten wir denn sonst erwarten? Uns wird der Tod ja auch eines Tages ereilen. Man trauert bei einem solchen Tod der Angehörigen zwar auch stark bis sehr stark, fällt aber nicht unbedingt komplett aus einer vernünftigen Lebensspur heraus bzw. in tiefste Depression hinein. Der Tod im höheren Alter gehört zu den natürlichsten Dingen des Lebens hinzu.
Ebenso erfahren wir Widersprüche im Leben durch andere Menschen und werden leider auch nicht immer (richtig) verstanden. Wir erreichen bei weitem auch nicht alle uns selbst gestellte Ziele und müssen somit verschiedene Arten von geistigen Rückschlägen und äußeren Niederlagen hinnehmen. Das sind alles Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten, die von uns mit Anwachsen der Lebenserfahrung doch zu Dingen gerechnet werden, die im weitest verstandenen Sinn des Wortes zur Natur des Menschen gezählt werden.
Und dann, meinte der Bekannte, gibt es auch andere Dinge, die von uns extrem schwer nachzuvollziehen und zu verarbeiten sind, weil wir sie für uns selbst nicht als normal und natürlich einordnen. Dabei nannte er als Beispiel einen bestimmten tragischen Fall, wenn nämlich junge Eltern ihr neugeborenes oder kleines Kind verlieren. Wie soll man denn einen solchen furchtbaren Verlust den betroffenen Eltern erklären? Wie passt der Tod eines (Klein)Kindes in die von uns verstandene Natur des Menschen hinein?
Analog liegt der herzzerreißende Fall, wenn bei einer jungen Familie der Vater oder die Mutter wegstirbt. Wie soll man da bitte den kleinen Kindern erklären, dass sie jetzt auf ihren geliebten Papa (der zudem meistens auch der Hauptverdiener und Ernährer der Familie ist) oder die eigene über alles geliebte Mama verzichten müssen, ohne welche sich die Kinder ihr Leben nicht vorstellen können? Eine solche Tragödie kann man mit menschlich-natürlicher Logik allein kaum packen und verarbeiten, denn da bleibt bei der betroffenen Familie eine solche Leere zurück, die für die Kinder mit keinen noch so schönen Worten gefüllt werden kann. Das empfinden wir sozusagen als unnatürlich.
Abschließend fügte der Bekannte hinzu, dass solche Tragödien wohl nur dann einigermaßen ertragen und im Leid verarbeitet werden können, ohne dass nämlich große psychische Schäden zurückblieben, wenn man auf sie speziell mit den Augen der Übernatur schaut und auch entsprechend verarbeitet. Denn erst da öffnet sich einem nämlich ein Blick für eine andere, höhere Realität des Menschseins, die über das Natürliche der irdischen Existenz hinausgeht und sie überragt! Dieser Blick auf das Ewige und Übernatürliche hilft auch tatsächlich vielen Menschen, ihr schweres irdisches Schicksal und Leid so einzuordnen und zu verkraften, dass sie das innere Gleichgewicht nicht verlieren oder in schwere Depression verfallen.
Dies trifft wohl auch auf eine Reihe anderer extrem harter Schicksalsschläge zu, die uns gewaltig zusetzen und von uns oft nicht verstanden und akzeptiert werden können. So werden ja bisweilen gutwillige und sich für andere in bester Absicht und über einen längeren Zeitraum aufopfernde Menschen auf eine solche Weise verraten, dass einem die Haare zu Berge stehen. Wie soll man sich denn fühlen, wenn der Nutznießer dieser Wohltaten, der zudem auch noch ein naher Verwandter oder sogar Mitglied der eigenen Familie ist, seinen Helfer entweder hinterlistig und voll Bosheit seiner gesamten finanziellen Existenz beraubt oder ihn so schwer verleumdet und verunglimpft, dass nicht nur sein Ruf ruiniert wird, sondern er vor anderen sogar als ein echter Krimineller dasteht.
In solchen Situationen stellt sich ganz scharf die Frage, ob und wie stark unser Glaube ist, damit wir die betreffenden harten Schicksalsschläge eben aus dieser Sicht der göttlichen Realität verarbeiten können. Der gewisse Vorteil eines Katholiken in diesem Zusammenhang ist, dass ihm auch und gerade der Sinn des stellvertretenden und somit sühnenden Leidens Jesu Christi bekannt und vertraut ist. Denn seit Er als der heilige und unsterbliche Gott unsere Schuld übernommen und sich somit auf eine solche Weise und in einer solchen unendlichen Dimension mit der Schuld der gesamten Menschheit identifiziert hat, dass jede der von uns, Menschen, im Lauf aller Jahrtausende begangene Sünde als die Seine galt, hat Er auch jedem ungerechten Leiden Seiner Jünger, die sich beim Kreuztragen bewusst Ihm anschließen, ebenfalls eine bestimmte fürbittende Kraft vermittelt, welche imstande ist, eben in dieser innigen Gemeinschaft mit ihrem göttlichen Seelenhirten menschliche Bosheiten von innen heraus zu vernichten und Fluch in Segen umzuwandeln!
Ein Mensch, der aus einer solchen Gottesbeziehung heraus lebt, der weiß, dass das Kreuz und Leid nicht das letzte sind, sondern dass Er nach Seinem Leiden und Sterben am Kreuz auch auferstanden ist und somit auch äußerlich Seinen inneren Sieg über die Bosheit bekundet hat, der kann auch tatsächlich hoffen und vertrauen, dass sowohl sein ungerechtes Leiden als auch gesamtes Elend hier auf Erden, sofern wir uns Christus, dem sühnenden Gotteslamm anempfehlen, in einem bestimmten Umfang ebenfalls zu einer geistigen Auferstehung in der Gnade Christi führen wird! Erlösung ist nicht eine theoretische Größe in theologischen Büchern, sondern gewissermaßen das geistige Auferstehen aus der Tiefe des menschlichen Elends und sündhaften Abgrunds zu einer gnadenhaften Gemeinschaft mit Christus, wobei der Mensch im Absterben für die Sünde auch Anteil an der Gesinnung Jesu erhält! Spricht ja Jesus im Evangelium ausdrücklich von der Notwendigkeit des Menschen, im Heiligen Geist wiedergeboren zu werden! (vgl. Joh 3,3.5.)
Mit einem solchen Wissen um die Kraft des Kreuzes als eines unschuldigen Leidens ausgestattet ist der Mensch auch eher imstande, dann auch so manche der harten Schicksalsschläge entsprechend zu „verdauen“, die wir, wie oben dargelegt, allgemein menschlich gesprochen als nicht normal und natürlich bezeichnen. Denn dann vertraut ein Jünger Jesu voll christlicher Hoffnung darauf, dass auch sein Kreuz Sinn hat und Sinn macht, dass es ihn zu einer geistig-qualitativ höheren Gemeinschaft mit Gott führt, weil es ihn ja besonders nahe an den leidenden und dann auferstandenen Heiland Jesus Christus bringt.
Und dann sieht und versteht ein solcher Christ im nächsten Schritt erst, dass er mit seinem ungerechten Leiden tatsächlich viel Gutes tun und Segen auf die Erde herabrufen kann! Er erträgt nicht nur sein Kreuz, sondern nimmt es willig an, um auf diese Weise sogar bewusst mitzuhelfen, die Welt sozusagen zu erlösen! Das Kreuz als ein nicht zu vermeidendes Übel wird zu einem wirksamen Mittel zum Zweck der Heilung der Wunden dieser sündhaften und in viel Bosheit und Unrecht steckengebliebenen Welt.
Niemand soll um Kreuze bitten – die, die für uns bestimmt sind, werden uns schon von selbst ereilen. Aber wir können und sollen auch zu unserem eigenen Besten und Heil unseren Blickwinken auf sie entsprechend ändern.
■ Man kann an diese Thematik auch von einer etwas anderen Seite herangehen. Zum geistig-essentiellen Grundverlangen des Menschen gehört ja auch, dass wir verstanden werden, dass wir Anerkennung und Zuneigung erfahren, dass wir geliebt werden. Ohne dies hinreichend zu erfahren im Leben, leiden wir stark und verkümmern letztendlich gewissermaßen. Der Mensch braucht also grundsätzlich Liebe – um da sowohl von anderen geliebt zu werden (Objekt der Liebe) als auch selbst aktiv andere zu lieben (Subjekt der Liebe)!
Welch’ große und schmerzhafte Enttäuschungen erleben wir denn, wenn wir auch immer von anderen Menschen im Stich gelassen oder elendig verraten werden – ob vom eigenen Ehegatten, in den man Jahre und Jahrzehnte lang so viel an Kraft und ehrlicher Hingabe investiert hat; ob vom besten Freund, mit dem man so lange durch Dick und Dünn gegangen ist und meinte, ihm vertrauen zu können; ob vom leiblichen wie geistigen Bruder, der, wie es sich herausstellt, nur auf sein großes Ego schaut und erbärmlich-primitiv seinen eigenen Nutzen sucht; ob vom eigenen Kind, welches man erzogen, für welches man sich aufgeopfert und so viel an Herzblut investiert hat.
Das sind dann furchtbare Erfahrungen und man fängt unter Umständen auch an, an Gott und den Menschen zu verzweifeln. Wie soll man da Halt bewahren oder wieder finden, wenn auch die, von denen man annahm, dass sie einem besonders nahe stehen, einen so schmerzhaft von sich abstoßen und mitunter unsere liebende Zuneigung sogar mit echtem Hass beantworten? Dieser extreme Mangel an erfahrener Liebe und Zuneigung seitens anderer Menschen darf wohl zu einem Grund dafür gerechnet werden, dass Menschen sich stark vereinsamt fühlen, dass sie richtig verzweifeln, dass sie in schwere Depressionen fallen, dass sie bisweilen sogar Selbstmord begehen. Leider ist es so.
Angesichts solcher traurig-tragischer Realitäten in unserem Leben erkennt man dann u.a. auch die enorme Bedeutung und Wichtigkeit der christlichen Offenbarungsreligion! Denn in der Liebe Christi am Kreuz begegnet uns die unendliche und unbegreifliche Liebe des menschgewordenen Gottes, die von ihrem Maß und der Intensität immer größer ist als eine jegliche noch so üble Bosheit der Menschen! Die Liebe Christi überragt von ihrer geistigen Tiefe und ihrem übernatürlichen Reichtum immer sogar auch den teuflischen Hass Satans! Deswegen war Er ja auch imstande, uns „der Gewalt der Finsternis“ zu entreißen „und in das Reich Seines geliebten Sohnes“ zu versetzen. „In Ihm haben wir die Erlösung (durch Sein Blut), die Vergebung der Sünden“! (vgl. Kol 1,13f.)
Somit soll sich ein treuer Jünger Jesu immer dessen bewusst sein und wissen, dass er auch dann niemals ganz allein ist, wenn sich sogar auch ausnahmslos alle Menschen von ihm abwenden und den sprichwörtlichen Dreck kübelweise über ihn ausschütten sollten. Denn Gott ist immer da und sagt uns durch Sein eigenes Liebesopfer am Kreuz jeden Augenblick unseres Lebens Seine unbegreifliche göttliche Liebe zu …sofern wir uns nur nicht selbst von Ihm abwenden.
Wie die Sonne über den Wolken immer hell und ungetrübt scheint, auch wenn unser Blick zu ihr durch dunkle Wolken versperrt sein sollte, so möchte uns auch der göttliche Heiland immer in Seine liebenden Arme nehmen und uns mit Seiner geheiligten Gegenwart trösten, wenn auch die ganze Welt sich gegen uns verschworen haben sollte!
Das ist ja eine der zentralsten Wahrheiten des wahren christlich-katholischen Glaubens, dass an sich jeder Mensch ausnahmslos von Gott geliebt wird, weil Gott ja von Seiner Intention her auch für jeden einzelnen von uns Sein kostbares Blut vergossen hat! Somit kann und soll ein jeder Mensch auch zu einer aktiv und positiv gelebten Gemeinschaft mit Ihm kommen und den Neuen und Ewigen Bund mit Ihm realisieren, wenn er nur zum wahren Dreieinigen Gott findet und durch Glaube und Taufe ein Jünger Jesu wird!
Wichtig ist aber, dass dann auch unsere Liebe zu Gott immer größer und stärker sei als die von uns vielleicht noch so furchtbar erfahrene Bosheit anderer Menschen! Wenn wir in unserer Gottesbeziehung eine solche Menge an sittlicher Kraft, göttlicher Gnade und Gottvertrauen – an (auch unsererseits aktiver) Liebe Gottes! – angesammelt haben, dass sie auch im Fall einer extrem schweren Lebenskrise immer stärker positiv auf uns einwirkt als die negative Anziehungskraft und zerstörerische Macht der menschlichen Bosheiten, des Teufels, dann können wir die schweren Prüfungen halbwegs schadlos überstehen. Wenn wir beim betreffenden Kreuztragen dann doch von der Liebe Gottes geistig zehren können, die von uns durch Gebet, Hingabe, Aufopferung und Gottvertrauen gnadenhaft „angehäuft“ werden kann und soll, dass sie uns dann in gewisser Hinsicht für all das erfahrene Ungemach sogar auch noch entschädigt, dann werden wir aus all den harten Prüfungen sogar auch noch gestärkter und gereifter hervorgehen!
Denn die (sich v.a. in Prüfungen bewährte!) Liebe Gottes hält den Menschen nicht nur in einem gesunden geistigen Gleichgewicht, sondern hebt ihn auf eine geistig höhere und gnadenhaft intensivere Stufe der Gotteskindschaft. So “kompensiert” die (persönlich erfahrene und selbst geschenkte) Liebe Gottes nicht nur das Leid dieser Welt, sondern schafft gewissermaßen wie ein göttlicher Generator neue Gnade für sich und die anderen! Dies trifft im vollen Umfang auf den Fall der Erlösung in und durch Jesus Christus als auch in gewissen Einschränkungen auf unser Kreuz zu, wenn wir es gemeinsam mit Christus tragen!
Der hl. Apostel Paulus stellt fest: „Wer kann uns von der Liebe Gottes trennen? Etwa Trübsal oder Bedrängnis oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? … Aber in all dem bleiben wir siegreich in dem, der uns geliebt hat. Ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaften noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Mächte, weder Hohes noch Niederes noch sonst etwas Erschaffenes vermag uns von der Liebe Gottes zu trennen, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Röm 8,35-39.)
So können sich dann z.B. gläubige Eltern damit trösten, dass ihr kleines und getauftes Kind, welches tragischerweise gestorben sein sollte, ja jetzt ein Engel im Himmel ist und auch für sie zusammen mit allen Engeln den Herrgott lobpreist. Besonders den kleinen Kindern, die eines ihrer heißgeliebten Elternteile verloren haben sollten, ist es sicher ein großer Trost zu wissen bzw. darauf zu vertrauen, dass ihr Papa oder ihre Mama sie jetzt vom Himmel aus über alles liebt und immer auf sie schaut. Ein schweres Unrecht erfahrender katholischer Christ empfindet es dann vielleicht sogar als Freude, dass er gewürdigt wurde, von anderen Menschen um Christi willen geschmäht und verfolgt zu werden bzw. „lügnerisch alles Böse“ über sich erzählt zu bekommen (vgl. Mt 5,11.) Gerade darin zeigt sich am wirksamsten die heilende Kraft und göttliche Gnade der Erlösung!
■ Eine solche tiefgläubige Haltung erweist sich z.B. auch im Fall einer Versuchung als höchst segensreich. Die Psychologie der Versuchung verläuft ja so, dass uns der Versucher immer etwas vorgaukelt und einen bestimmten Genuss oder Vorteil verspricht – von der Tendenz her das Paradies auf Erden. Dann setzt bei einem an sich anständigen Menschen ein sittlicher Kampf ein – auf der einen Seite der Reiz, ein (meistens) kurzfristiges starkes Genießen einer Leidenschaft zu erfahren; und auf der anderen Seite die Stimme des eigenen Gewissens, welche uns davor warnt, da zuzustimmen, weil es sich ja um etwas Unmoralisches handelt und wir selbst zuvor bereits wiederholt die traurige Erfahrung gemacht haben, wie schnell nämlich das Feuer welcher verbotenen Leidenschaft auch immer verglüht und nur noch geistige Bitternis zurückbleibt.
In diesem sittlichen Kampf können wir nur dann die List des Versuchers durchschauen und rechtzeitig zurückweisen, wenn unsere sittliche Kraft stärker und größer ist als die auf uns einwirkende Macht der Versuchung! Wahrhaft selig dann der Mensch, der z.B. bei Gefahr der Verzweiflung oder Vereinsamung an die ihn bisher so sehr umhegte Liebe Gottes denkt und wieviel Seelenfrieden ihm immer die gütigsten Augen Jesu Christi vermittelten. Und wenn diese Gottesbeziehung eben entsprechend stärker und intensiver ist, kann er wieder Hoffnung in die Vorsehung Gottes schöpfen und die betreffende Versuchung überwinden.
Wenn jemand eine jedwede Versuchung gegen das Fleisch erfahren sollte, kann er diese eigentlich nur dann nicht zu sehr an sich herankommen und bei sich Wurzeln fassen lassen, wenn in seinem Herzen ein noch stärkeres Feuer der Liebe zu seiner Ehefrau und seinem Ehemann, zu seinen Kindern und der Familie lodert! Wenn er dann in seinem Leben v.a. auch von der Heiligkeit und Güte Gottes ergriffen ist und sie für ihn den höchsten Wert darstellen, den zu verlieren er für nichts auf der Welt bereit wäre, dann wird er eher imstande sein, die Versuchung sozusagen dankend abzulehnen und somit lebensmäßig zu bekennen, dass er stattdessen etwas viel Besseres (bei sich zu Hause) habe und dieser kostbare Schatz ihn viel mehr erfülle!
Die Menschen, die verstärkt unter Stolz und Überheblichkeit leiden sollten, bzw. nicht genug auf andere hören und deren wertvollen Hinweise beherzigen wollen …oder dies auch nur mit größtem Widerwillen tun, sollten dann wohl noch stärker die Worte Jesu Christi beherzigen, der in der Bergpredigt gerade die „Armen im Geist“ und die „Sanftmütigen“, die „Barmherzigen“ und „Friedensstifter“ seligpreist (vgl. Mt 5,3.5.7.9). Und wenn wir dann besonders angesichts der unendlichen Güte, Heiligkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes uns selbst tatsächlich und im Grunde unseres Wesens als armselige Sünder erkennen, eignen wir uns vielleicht wenigstens ein solches beseligendes Maß an „Armut im Geist“ an, dass wir uns grundehrlich und ohne gespielte Bescheidenheit keinesfalls für besser, intelligenter und klüger als die anderen halten, sondern unsere Begabungen und Talente ohne gespielte Demut der Gnade Gottes zuordnen. Dann werden wir auch die Versuchung zum Stolz und zur Überheblichkeit auch insofern erfolgreich überwinden können, dass wir der sachlichen Kritik anderer zuhören können und ihren betreffenden klugen Empfehlungen gerade durch praktische Umsetzung Gehör schenken – ohne nämlich gleichzeitig im eigenen Inneren einen massiven Unmut zu erleben!
Wahrscheinlich haben wir alle angesichts der zahlreichen Fälle unseres sittlichen Versagens und der ungenügenden Widerstandsfähigkeit bei Versuchungen genug Anlass festzustellen, wie notwendig und erforderlich doch für uns eine weitere Intensivierung unseres geistlichen Lebens und der Besinnung auf die Heiligkeit Gottes und Seine kategorische Intoleranz der Sünde gegenüber ist! Wenn wir es aber durch den entsprechenden weiteren “Zugewinn” der Liebe zu Gott und zum Nächsten in unserem Herzen schaffen sollten, die eine oder andere Versuchung mehr erfolgreich zu bestehen, entsteht ja wiederum gewissermaßen mehr Gnade für uns und die Welt und auch Menschen, die „in Finsternis und Todesschatten sitzen“ (Lk 1,79), nehmen sie dann das Licht Christi auch als für sie etwas heller leuchtend wahr!
So gesehen trifft auch auf diesen Bereich des sittlichen Kampfes zu, dass sowohl die persönlich erfahrene als auch selbst aktiv geschenkte Liebe Gottes nicht nur das Leid dieser Welt heilt, sondern gewissermaßen wie ein göttlicher Generator jeweils weitere Gnade für sich und die anderen erzeugt – in unserer Glaubens-, Hoffnungs- und Liebesgemeinschaft mit Jesus Christus, dem göttlichen Erlöser und Heiland dieser Welt!

P. Eugen Rissling

 

 

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